MAP 2013

Auch dieses Jahr stand im Juni wieder die Trophée Marie Agnès Péron an die mir bereits letztes Jahr sehr gut gefallen hatte.
Der Kurs führt von Douarnenez um den Point du Raz nach Süden, entlang der Iles de Glenans, um die Île de Groix zum Leuchtturm Birvideaux und dann wieder zurück zu den Glenans, eine Kardinalstonne Chaussee de Sein, eine Tonne vor Brest und dann schließlich zurück in die Bucht von Douarnenez.

Nachdem ich am 6. Juni von einer Geschäftsreise aus den USA zurückkam machte ich mich am Freitagabend auf den Weg und fuhr dank Jetlag fast komplett durch und kam Samstag früh in Lorient an. Dort war bereits Aufbruchstimmung und ich hatte ca. 10 Minuten um mein Boot zum kranen fertig zu machen, dann ging es bereits in Wasser. Der Samstag wurde mit Boot putzen und kleineren Reparaturen die noch vom Pornichet Select übrig waren verbracht, Sonntag machte ich mich dann gemeinsam mit Frank auf seiner Mojo auf den Weg.
Nach einer kurzen Kreuz raus aus Lorient setzten wir gleich den Spinnaker und wechselten erst in der Bucht von Audierne auf den Genaker mit dem wir dann zum Point du Raz fuhren.
Leider hatte uns der sehr flaue Wind etwas die Zeitplanung ruiniert und so kamen wir ca. 2h nach Slackwater am Point du Raz an.
Es ist immer wieder ein Erlebnis diesen westlichsten Zipfel Frankreichs mit seinem massiven Gezeitenstrom zu umrunden und es war auch dieses Mal harte Arbeit.

Track bei der Rundung des Pt du Raz

Track bei der Rundung des Pt du Raz

In dem Track (siehe Bild – wir kamen von Südosten) kann man gut erkennen wie der Strom aus NNO uns sofort stark versetzte. Erst am Wind segelnd mit dem Motor unter Vollgas mitlaufend konnten wir uns mit 0.1-0.3kn über Grund überhaupt gegen die Strömung in Richtung Nordosten behaupten und kamen schließlich nachts um zwei Uhr am Montag morgen in Douarnenez an wo bereits zig andere Minis das Hafenbecken bevölkerten.

Die Woche habe ich dann mit weiteren Reparaturen, dem aufwändigen Sicherheitscheck sowie der Navigationsvorbereitung verbracht und war begeistert dass mein Boot bereits Dienstag Abend die Rennfreigabe hatte und auch schon rennfertig ausgeräumt war.

Die ToDo-Liste war angenehm leer und es gab nur noch einige “Nice to have”-Punkte wie z.B. das Spinnaker und Fractional-Fall zu ersetzen wie ich es vor dem Select bereits mit dem Großfall getan hatte. Doch ich wollte mich dieses Mal ausgiebiger vorbereiten und schob diese Aufgabe für ein anderes Mal beiseite.

Der Hafen kurz vor dem Rausschleppen © Gildas Hémon Kerys.com

Der Wetterbericht beim Briefing sah eigentlich ganz gut aus: Beim Start ca. 15-20kn für eine Kreuz raus aus der Bucht, dann leicht abnehmend so dass wir mit dem Spi in Richtung Glenans und Groix fahren würden, dann würde es flau. Auf dem Rückweg sollte der Wind dann aber kräftig zulegen und mit 25-30kn einen Code5-Reach auf dem Weg nach Norden und dann einen Spi-Rutsch zurück nach Douarnenez geben.

Am Starttag war ich sehr (ein wenig zu?) entspannt, dann wurden wir um 13 Uhr rausgeschleppt und nach einigen Speedtests stand der Start an.
Ich fand eine Lücke mittig der Linie, kam aber beim Start leider sehr schlecht weg weil ich die Abwinde der Konkurrenz hatte und musste ausharren bis ich endlich unter dem Feld wegwenden konnte. Die Kreuz lief dann aber recht gut und ich konnte einige Boote überholen bis mir kurz vor dem Point du Raz ein fataler Fehler unterlief.
Als ich mein Roadbook erstellt hatte war ich fälschlicherweise von einem Start um 13 Uhr ausgegangen (er war aber um 15 Uhr) und hatte vergessen meine Notizen für den Anfang zu korrigieren. So fuhr ich die Baie de Trespasse direkt NE-lich des Point du Raz aus um dem Strom zu entgehen obwohl dieser bereits mit fast 2kn mitschob. Beim Runden des Point du Raz sah ich nur noch eine Handvoll Segel vor mir, durch die Aktion waren mir 4-5 Boote durchgerutscht.

Doch mein Spi-setzen lief besser als den anderen und ich begann mit dem großen Spi sofort auf die Boote vor mir aufzuholen. Das lief ca. 20 Minuten gut dann sah ich vor mir die Boote mit Spi arg Höhe verlieren und einige Sonnenschüsse, der Wind nahm auf 15kn zu – zuviel um mit dem großen Spi bei 70AWA zu reachen. Ich wechselte rasch auf den mittleren Spi und das Boot lief viel besser wobei ich etwas enttäuscht war dass Lionel mit Tanxagliss unter Genaker nur minimal langsamer war.
Die Sonne versank hinter uns als wir den Point de Penmarc’h rundeten und einige Male wurde ich nervös weil hinter dem Spi die Fischerboote (natürlich ohne AIS) nicht gut sichtbar waren.
Nachts um ein Uhr am Freitag morgen rundeten wir die südliche Kardinalstonne der Îles de Glenan und der Kurs wurde deutlich tiefer, gleichzeitig hatte der Wind auf ca. 8kn abgenommen.

Ein Konkurrent war nur ca. 0.2 sm von mir in Lee unter Code5 unterwegs den ich gerade überholt hatte – ein schneller Wechsel auf den großen Spi war angebracht.
Ich schlug den großen Spi mit den Leichtwindschoten und dem Toppfall an. Da ich aber nur eine Tackline habe musste der mittlere Spi runter, die Tackline umgesetzt werden und der große Spi kann sofort hoch.
Doch beim Bergen des mittleren Spis dann das Problem: das Segel kommt – nach wenigen Metern – nicht runter.
Ich probierte ob die Klemme hakt, das Segel an der Saling hängt, im Backstag hängt, im Topp vertörnt ist doch alles sieht gut aus. Ich reiße und zerre am Segel und bekomme es immer wieder ein Stück weiter herunter bis es schließlich mit dem Kopf ca. 4m über dem Deck steckenbleibt. Ich binde es mit Zeisern soweit wie möglich zusammen und setze den großen Spi – der Konkurrent hat nach dieser Aktion schon einen Vorsprung von 1.2sm – F***!

Bereits seit der Startkreuz hatte zudem mein Autopilot Probleme gemacht, er funktioniert einige Zeit tadellos, dann steuert er auf einem Mal kompletten Nonsens.
Ohne funktionierenden Autopiloten verbringe ich die Nacht an der Pinne und versuche bei dem flauen Wind maximalen Speed zu fahren und ein wenig auf die Konkurrenz aufzuholen. Frank passiert nachts vor mir und fährt nah an die Küste.

Bei der ersten Dämmerung untersuche ich noch einmal die Situation mit dem Fractional Fall des mittleren Spi (der immer noch zusammengebunden in Lee des Großsegels hängt) und erkenne das Problem: der Mantel des Falls scheint gerissen zu sein und hat sich im Mast vertörnt, der Teil des Falls der am Segel angeschlagen ist besteht nur noch aus Kern. Ich “melke” den Mantel zurück und kann so das Fall wieder gangbar machen und den mittleren Spi bergen.

Bei Sonnenaufgang versuche ich das kaputte Fall aus dem Mast zu ziehen und durch ein Ersatzfall zu ersetzen doch ohne funktionierenden Autopiloten kann ich immer nur kurz am Mast arbeiten bis ich wieder zur Pinne eilen muss um das Boot auf Kurs zu halten. Derweil kommt Frank aus Lee wieder hochgefahren und wir passieren uns im Abstand von vielleicht 0.2sm.

Ich wäge meine Optionen ab: für den Weg von der Île de Groix nach Birvideaux und anschliessend ist Reachen angesagt, entweder unter Gennaker oder Code5: In beiden Fällen brauche ich das defekte Fractional Fall.
Doch in dem Zustand des Falls wäre es zu Riskant in Windstärke 6-7 damit zu fahren. Ohne das Fall könnte ich aber nur unter Fock reachen – ein erheblicher Geschwindigkeitsnachteil.

Als wir die Nordspitze der Île de Groix querab haben fälle ich die schwere Entscheidung das Rennen abzubrechen und informiere das Begleitboot über Funk, dann drehe ich ab in Richtung Lorient.

Kurz danach entschließt sich Julien Barnet ebenfalls (aufgrund von Müdigkeit) aufzugeben und so fahren wir gemeinsam nach Lorient rein und legen unter Segeln im BSM an.
Wir organisieren uns das Auto von Robert Jacobsen und fahren damit nach Douarnenez um offiziell unsere Aufgabe zu bestätigen und unsere Tracker zurückzugeben, dann trete ich frustriert den Rückweg nach Lorient an um das Boot aufzuklaren.

In Lorient stellt sich dann auch der Grund für die Autopilot-Probleme heraus: der Fluxgate-Compass war lose. Die werftseitige Befestigung bestand daraus zwei Gewindeschrauben durch das ca. 1mm dünne GFK im Rettungsinsel-Schacht zu drehen – ich nehme an dass der Kompass bei der Kontrolle der Rettungsinsel berührt wurde und sich dann bei der Startkreuz mit ordentlich Welle losgerüttelt hat.

Kaya Ropes auf dem Strand (c) letelegramme.fr


Das Rennen nicht zu beenden ist zwar frustrierend doch dass Probleme noch deutlich schlimmer ausgehen können zeigte sich leider bei Pamir der mit Kaya Ropes auf dem Weg zum Ziel strandete.

Sailing Race Report
Race
Trophée Marie Agnés Peron 2013
Location
Winchesclub,Douarnenez,
Starting on
2013-06-13
Ending on
2013-06-15

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