3 Nächte: 175 Meilen

Das 1. Mai-Wochenende sollte mal die Gelegenheit bieten eine etwas längere Ausfahrt zu wagen.
So kam die Idee mit Marten von Kiel aus Heiligenhafen oder Fehmarn anzulaufen, von dort weiter nach Sonderburg und schließlich wieder zurück nach Kiel zu segeln.
Die Windvorhersagen verhießen auf dem Weg nach Heiligenhafen einen zwar hohen Kurs aber immerhin einen Anlieger, anschließend sollten dann Halbwindkurse angesagt sein.

Ankunft am Schiff in Kiel am Donnerstag gegen 21 Uhr, dann standen noch einige Arbeiten wie Tackline-Block, Großschotblock und Babystag an, gegen 23:30 Uhr ging es dann raus. In der Förde von den angekündigten 4-5O nichts zu sehen, stattdessen 1-2. Ab Höhe Strande ging es dann langsam auf 16, später dann auf die angekündigten 20 Knoten hoch, dazu eine kleine Ostsee-Hackwelle doch im zweiten Reff und von der Genua auf die Fock gewechselt waren für die Bedingungen gut gewappnet. Lediglich die Windrichtung vermieste uns etwas den Plan, der Wind kam exakt von vorne. So haben wir uns dann mit Kreuzschlägen zum Kieler Leuchtturm und tief in die Hohewachter Bucht vorgekämpft und waren nach einem extravaganten Anleger um 12 Uhr fest in Heiligenhafen. Aus den geplanten 35 Meilen hatten wir dank Kreuz 63 Meilen gemacht.

Mit Backfisch und Pommes versorgt wurde der sonnige Nachmittag verschlafen so daß wir um 23 Uhr die Leinen losworfen und Kurs auf Sonderburg nahmen.
Leider verhielt sich hier der Wind wiederum nicht wie angesagt – diesmal zu schwach – so daß wir bei 2 Windstärken aus Ost den großen Spi zogen und ihn bis kurz vor der Hafeneinfahrt auch nicht bergen sollten.
Die Überfahrt war im großen und ganzen ereignislos, lediglich ein Frachter sorgte zwischenzeitlich für etwas Adrenalin. Schätzten wir seinen Kurs zunächst so ein daß er problemlos vor uns durchginge stellte er sich doch als viel langsamer heraus. Anleuchten der Segel und Anrufen per Funk brachte nichts. Erst als wir mittels weißem Stern auf uns aufmerksam machten kam eine reichlich verschlafene Meldung über Funk bei der irgendwas von Vorfahrt erzählt wurde – dann weichte er aber aus und die Sache war gegessen. Warum er außerhalb eines Fahrwassers Vorfahrt beanspruchen wollte ist mir immer noch ein Rätsel.
Der Wind wurde tendenziell immer schwächer und wir kamen mit dem letzten Lüftchen in Sonderburg an wo wir bei einem netten deutschen Segler ins Päckchen gingen.

Auch in Sonderburg wurde nach Anlegebierchen und Pasta mit Walnüssen (gefriergetrocknet von Adventure Foods – wirklich gut!) ersteinmal ausgiebig an Deck geschlafen, dann wurde die 12V-Steckdose repariert und andere Arbeiten erledigt.
Nach abendlicher Pizza ging es dann zu geradezu komfortabler Zeit – nämlich erst um 4 anstelle des angepeilten 3 Uhr morgens – wieder los nach Kiel. Bereits im Hafen hatten wir das ungute Gefühl dass der Hafen eigentlich nicht so gut geschützt sei und das bewahrheitete sich auch nach dem Auslaufen: 1-2 Knoten aus West waren dann doch zu wenig zum Segeln. Schnell wurden unsere Spritvorräte geprüft und wir konnten mit 10 Litern zumindestens einige Zeit überstehen und planten Damp zum nachbunkern an. Dank fehlender Welle, dem leicht mitschiebenden Wind (wir hatten zusätzlich die Segel gesetzt, sogar mit Kegel) war der Spritverbrauch aber so gering dass sich das als nicht notwendig erweisen sollte.
Wie in Watte gepackt waren wir von der Hafeneinfahrt in Sonderburg bis zum Eingang der Strander Bucht im Nebel mit Sichtweiten von 1/4 bis 1sm gefühlt allein unterwegs.

Kontrastprogramm war dann die Einfahrt in die Kieler Förde die mit diversen Regatten stark bevölkert war und so beendeten wir unseren Törn mit dem mittlerweile wieder aus Ost wehenden Wind mit einem Ritt in die FÖrde unter großem Spi.

Insgesamt haben wir in drei Nächten 175 Seemeilen zurückgelegt was einem Schnitt von knapp unter fünf Knoten entsprach, es gab viel Müdigkeit aber auch viel schönes Segeln bei Sonnenschein.