So, der Start des Pornichet Select 6.50 2013 ist nun eine eine Weile her und ich komme endlich mal dazu meine Erlebnisse aufzuschreiben.
Vorbereitung
Ich hatte das Boot bereits am Sonntag dem 14. April nach Pornichet überführt und der Plan war in der Woche vor dem Start tagsüber zu arbeiten und die frühen Morgenstunden sowie Abende für die Vorbereitung des Bootes und der Navigation zu nutzen. Der Plan wurde allerdings direkt durcheinander gewirbelt als ich am Montag mit Halsschmerzen und Husten aufwachte und ich die nächsten zwei Tage nur für das wieder gesund werden und arbeiten aufwenden konnte. Durch die Krankheit konnte ich auch meine Abgabetermine mit der Arbeit nicht einhalten so dass ich auch noch Donnerstag und Freitag voll würde arbeiten müssen anstatt Urlaub zu haben.
Die Zeit für die Vorbereitungen wurde knapp.
Freitag Abend verbrachte ich dann einige Stunden mit dem Wetter, der Route, etc. doch als dann auch noch mein Drucker das Roadbook nur noch in Sonderzeichen ausspuckte war klar: das Rennen wird ohne viel Vorbereitung gehen müssen.
Samstag
Ich war um ca 11 Uhr draussen und da der Start für 13 Uhr geplant war verbrachte ich die Zeit zunächst mit ein paar Trimmschlägen, bereitete dann den Spinnaker für später vor und aß etwas. Ansonsten war Warten angesagt.
Leider war mir am Tag vor dem Start das UKW Funkgerät kaputt gegangen und das Ersatzgerät war nicht an die Cockpitlautsprecher angeschlossen. So bekam ich u.a. leider nicht mit dass der Start vorverlegt worden war und realisierte erst dass wir starten als der Großteil des Feldes mit Schoten dicht auf die Startlinie zubretterte. In der Startkreuz konnte ich aber wenigstens ein paar Plätze gutmachen so daß ich in der Gruppe der letzten 10 Boote den Spi zog um aus der Bucht herauszufahren.
Raus aus der Bucht von Pornichet spitzte der Wind immer mehr an und nach einiger Zeit barg ich den großen Spi um auf die Code5 zu wechseln. Beim Setzen gab es aber leider ein Problem mit dem Fall (Spifall war mit dem Fractional Fall vertörnt) und beim bergen fiel mir die Code5 ins Wasser und ich trawlte das Segel erstmal. Das Segel entfaltete sich komplett im Wasser und ich brauchte bestimmt 5 Minuten bis ich das klitschnasse Segel wieder an Bord hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ich vorletzter. Glücklicherweise spitzte der Wind weiter an und ich konnte unter Fock mithalten.
Nun entfaltete sich eine Kreuz in Richtung des Leuchtturms Birvideaux und es stand die Entscheidung an zwischen der Belle Île und Houat/Hoedic durchzufahren oder innerhalb von Houat/Hoedic.
Ich entschied mich für den Kanal zur Belle Île und konnte in dem nun auffrischenden Wind (bis ca. 17 Knoten) einige Plätze gutmachen. Leider stellte ich dabei fest dass bei dem verunglückten Code5-Manöver mein Spifall im Topp des Groß vertörnt war – ich konnte es nur lösen indem ich das Groß komplett barg um das Fall zu klarieren, das ganze dauerte ca. 10 Minuten. Danach konnte ich erst wieder die Kreuz fortsetzen und konnte wieder ein klein wenig aufholen.
Kurz vor Sonnenuntergang machte ich mich für die Nacht klar und verpasste leider den Linksdreher (siehe Bild) der mir erst auffiel als mich Katrina passierte auf die ich mir eigentlich einen kleinen Vorsprung erarbeitet hatte. Zu der Zeit machte ich auch den zweiten Fehler denn mein Plan war gewesen auf der rechten Seite der Kreuz bei Houat und Hoedic zu bleiben, ging aber stattdessen näher an Belle-Ile ran wo auch der Strom deutlich stärker setzte.
Die letzten 10sm nach Birvideaux hatte ich dann einen Anlieger der mir aber durch einen sich selbst entrollenden Gennaker und anschliessende Bergeprobleme etwas die Stimmung versaute.
Sonntag
Als ich Birvideaux rundete war ich drittletzter und wollte aufholen. Also entschied ich mich für den großen Spi was für ca. 10 Minuten auch gut klappte, dann aber spitzte der Wind an und ich musste wechseln. Aber auch dieses Bergemanöver vergeigte ich da ich wohl versehentlich den Autopiloten gar nicht aktiviert hatte. Im Ergebnis brauchte ich 5 Minuten um das hinter dem Boot flatternde Segel zu bergen und musste dabei die Tackline ausrauschen lassen. Es klappte aber auch gar nichts. Nun war die Tackline neu einzuziehen und eine Spischot hatte sich auch um ein Ruderblatt gewickelt.
Der Windwinkel wäre nun eigentlich gut für den Gennaker gewesen aber ich war frustriert und beschloss nur unter Big Solent zu reachen und ein wenig zu schlafen. Diese Entscheidung tat zwar meinem Gemüt gut war aber renntechnisch sehr schlecht. Im Verlauf der Nacht verlor ich nicht nur zwei Plätze sondern auch weitere 5 Meilen auf die Spitze.
Als die Dämmerung begann klarierte ich das Boot und setzte den Gennaker doch bei Sonnenaufgang schlief der Wind komplett ein und ich saß mit einer Gruppe von einigen Booten in Sichtweite in der Flaute.
Nach ca. einer Stunde kam dann endlich wieder ein leichter Wind von ca. 5kn aus NW auf, für uns also genau von hinten auf dem Weg zur Belle-Ile. Unter großem Spi war meine Speed ok, ich holte minimal auf die vor mir fahrenden Boote auf und konnte mich nach hinten verteidigen
Nach der Belle-Ile hielt ich mich dann ein wenig weiter offshore als z.B. Katrina vor mir und bekam einen leichten Dreher der mir einen Anlieger direkt auf die Tonne Nouche Sud vor Les Sables d’Olonne ermöglichte. Der Wind nahm auch auf 15 Knoten zu und so fuhren wir mit maximaler Tiefe und 9kn Bootspeed in Richtung der südlichen Wendemarke die wir um ca. 18 Uhr rundeten.
Mein Plan besagte nun auf der folgenden Kreuz bis zu 7sm links der Linie zu fahren und erst zu wenden wenn ich auf dem anderen Bug die Nordspitze der Ile d’Yeu anliegen könnte. Leider fehlte mir dazu der Mut und ich hielt mich an die Boote um mich herum – wieder die falsche Entscheidung wie der Track schön zeigt denn ich verschlief mal wieder einen Dreher.
In der Nacht kam ich jedoch auf die vor mir fahrenden Boote auf und die Stimmung hellte sich wieder ein wenig auf.
Montag
Die gute Stimmung war Montag früh allerdings schon wieder verflogen, merkte ich doch dass ich in der Nacht durch das Schlafen wieder 3-4sm auf die vor mir fahrenden Boote verloren hatte.
Im Sonnenschein bei flauem Wind und noch stehender alter Dünung versuchten wir uns am Wind zur Belle-Ile durchzuschlagen und kamen dort schließlich am frühen Nachmittag nach einer nervenzerreissenden Flaute an. Zu allem Überfluss machte sich bei mir auch wieder die Krankheit bemerkbar und konnte mich nur mit Ibuprofen auf den Beinen halten.
Um 17 Uhr rundete ich schließlich keine 20 Bootslängen vor Diane Reid (655) die Nordspitze der Belle-Ile und wir nahmen Kurs auf die Ile de Groix. Der Wind nahm zu auf 12-15 Knoten und eine kurze Hackwelle bildete sich. Ich hatte Probleme das Boot zu trimmen und war mit meinem Speed nicht zufrieden.
Dienstag
Nachts um ein Uhr kamen wir schließlich in flauem Wind an der Nordspitze der Ile de Groix an und ich fühlte mich beschissen. Ich hatte mörderische Kopfschmerzen und hustete wie verrückt. Diane zog ihren Gennaker und überholte mich aber ich zog den mittleren Spi um auf dem folgenden Downwind-Leg an der Ostseite der Ile de Groix gleich ein passendes Segel zu haben. Das war ein weiterer Fehler: bei dem Wind den wir hatten hätte ich direkt das richtige Segel (nämlich den großen Spi) nehmen sollen doch ich hielt es damals für eine gute Idee. Ich überholte Diane doch an der Südspitze der Ile de Groix waren wir wieder gleichauf.
Nun ging es für ca. 10sm wieder zum Leuchtturm Birvideaux bevor wir endlich nach Süden in Richtung Pornichet würden halten dürfen.
Ich trimmte den mittleren Spi flach, hatte einen Anlieger und war zufrieden, wanderte Diane doch langsam achterlich.
Doch zu früh gefreut: der Wind spitzte um 10 Grad an und nahm leicht in der Stärke auf 11kn zu. Zuviel für den mittleren Spi und ich fuhr mit viel Druck im Schiff in der Hoffnung es wäre nur ein zeitweiser Dreher. Meine Hoffnungen wurden jäh beendet als ca. 6sm vor der Marke mit einem lauten Knall mein Bugspriet nach Lee klappte und dabei die Aluminium-“Gabel” mit welcher der Bugspriet ausgefahren wird zerbrach.
Sch….. – ich wusste das nach dem Leuchtturm definitiv Downwind angesagt war und ich meinen Bugspriet brauchte.
Ich barg den Spi, trimmte das Solent und machte mich dann nachts um drei Uhr mit Werkzeug und Stirnlampe am Bug an die Reparatur. Dazu musste ich die gebrochenen Reste absägen, einige Leinen ausscheren und – da die Ersatzschrauben nicht passten – mit Dyneema eine Behelfslösung basteln. Als ich 40 Minuten später und 1sm vor der Marke den Bugspriet erfolgreich ausklappte war ich begeistert.
Direkt hinter der Marke ging der große Spi hoch und ich nahm Kurs auf die Kardinalstonnen des Flachs “La Plate” das wir südlich passieren müssen.
Wir hatten Nebel mit ca. 1/2 sm Sicht und fuhren mit 7-9 Knoten durch die Nacht. Hier machte sich nun die fehlende Vorbereitung bemerkbar denn ich hatte aus Zeitgründen diesen Teil der Strecke nicht mehr ausführlich mit Wegepunkten markieren können. Also fuhr ich mit teilweise mit Seekarte auf den Knien und versuchte sicher zu stellen dass ich nicht auf eine der unbeleuchteten Tonnen auffahre.
Wie sich heute zeigt verlor ich dabei ca. 2sm auf die Konkurrenz – u.a. Frank mit der 772 der von hinten aufholte.
Die letzten 10sm zum Ziel… im Nebel mit der Konkurrenz im Nacken schlug die Müdigkeit voll zu und ich fuhr ziemlich unkoordiniert in Richtung Ziel. Leider hatte ich mir nicht beide Enden der Ziellinie als Wegepunkte einprogrammiert sondern nur einen Wegepunkt in die Mitte der Linie gelegt. Bei Nebel und Untiefen NW- und SE-lich der Ziellinie saß ich übermüdet an Bord und versuchte mich irgendwie an die Ziellinie heranzutasten.
Schließlich riss der Nebel auf und in der Sonne konnte ich gerade noch Frank sehen wie er ca. eine 3/4 Meile vor mir über die Linie ging, er hatte auf den letzten 10sm also ca. 2,5 sm aufgeholt. 10 Bootslängen hinter mir tauchte Diane auf und in einem Halsenduell bei 4-5 Knoten Wind krochen wir in Richtung Linie. Glücklicherweise konnte ich meine Position verteidigen und ging somit als 32. Serienschiff nach 2 Tagen 21 Stunden und 23 Minuten ins Ziel.
Fazit
Meine Lektionen aus diesem Rennen waren:
1) Vorbereitung ist alles. Viele der Probleme die ich hatte hatten Ihren Ursprung in schlechter Vorbereitung (z.B. nicht ordentlich gerollter Gennaker, nicht funktionierende Cockpit-Lautsprecher, fehlende Wegepunkte)
2) Training, Training, Training. Gerade zu Beginn der Regatta waren meine Manöver (wie Segelwechsel) zu hektisch und kosteten mich viel Zeit
3) Am Plan festhalten. Die beste Routenoptimierung und Kursvorbereitung bringt nichts wenn man sich nicht an sie hält.
4) Mentalität. Nach den Rückschlägen, gerade in der ersten Nacht, muss ich schneller abhaken und wieder in den Rennmodus schalten.
Trotzdem bin ich froh und stolz meine bislang längste Solo-Regatta mit 330sm (immerhin fast 600km) durchgestanden und auf meinem Meilen-Konto zu haben.
Jetzt heißt es aus den Lektionen zu lernen und bis zur Trophee Marie Agnes Peron im Juni hart zu arbeiten.