Mini en Mai: Kurzschluss?

So, gut eine Woche ist seit meinem Abbruch des “Mini en Mai” vergangen, Zeit mal aufzuschreiben wie es so lief.

Die Tage vor dem Rennen liefen gut und ich hatte Zeit selbst Kleinigkeiten auf meiner ToDo-Liste abzuarbeiten und mir ein detailliertes Roadbook zu erarbeiten. Jene Tage hatten wir 25 Grad, strahlenden Sonnenschein und jeden Tag eine laue Brise, bestes Segelwetter.
Doch die Wettervorhersage verhieß wenig gutes, nach dem Start am Dienstag würde am Donnerstag ein Tief in die Biskaya ziehen an deren Süd- und Ostseite Winde von 35-40 Knoten (ca. 74km/h) zu erwarten wären. Da die Bahn des Tiefs sich jedoch je nach Wettermodell stark unterschied war es schwierig diesem Wetter aus dem Weg zu gehen.

Beim finalen Briefing am Dienstagmorgen wurde zunächst einmal der Start verschoben und unser Briefing von 8:30 auf 10:30 Uhr vertagt. Um 10:30 Uhr gab es dann sechs (!) neue Routenvorschläge sowie eine erste Strecke.
Der Plan war, nach einem Rundkurs in der Bucht von La Trinité die Bucht durch die Ausfahrt südlich der Île de Quiberon zu verlassen, dann die Südliche Kardinaltonne “Jumelles de Glénans” (in ca. 30sm Entfernung) zu runden und dann ein Gate an der Nordostküste der Belle-Île zu durchfahren. Bei diesem Gate würde uns dann der weitere Rennverlauf angesagt werden.
Der Start wurde auf kurz nach 14 Uhr festgelegt.

Ich lief zeitig aus um draussen noch ein Gefühl für den Wind zu bekommen, musste aber erstmal feststellen dass bei meinem Kiel das Wasser knöcheltief stand: der Wasserkanister war ausgelaufen! Da ich das Wasser für die geplanten 4-5 Tage Rennen brauchen würde sammelte ich das Wasser mit dem Ösfass ein und füllte den Container wieder auf, dann musste ich auch schon umdrehen und zum Start fahren.

Beim Start erwischte ich zwar einen Platz in der 1. Reihe, war aber zu früh dran und musste weit vom Startschiff wegfahren. Die Startkreuz lief dann nicht ganz wie geplant als meine Fockschot sich unter den Wanten verfing und ich so eine Wende massiv vergeigte. Ausserdem blockierte mein Backstag immer wieder und behinderte mich bei den Wenden.
Als wir bei der Luvtonne zufuhren war mir der Windwinkel irgendwie nicht geheuer und ich entschied mich für den ungerefften mittleren Spi (65qm) anstelle des großen (80qm) was sich als totaler Fehler herausstellte. Wir mussten absolute Tiefe fahren und ich verlor 1sm auf die führenden Boote.
Beim anschließenden erneuten Am-Wind-Gang fuhr ich zu viel Höhe, konnte aber trotzdem ein wenig aufholen und mich im Mittelfeld einreihen.
Als es durch die Passage de la Teignouse ging war ich allerdings überhaupt nicht bei der Sache und fuhr gedankenverloren mitten in den Bereich des stärksten Stroms und verlor prompt 7 Plätze und ging als vorletzter um die Tonne “Goue vas Sud”.

Nun war Vor-dem-Wind Segeln angesagt doch bei dem knappen Knoten Wind wollte der Spi nicht so recht stehen. Erst als ich meine 2mm Dyneema extrem-Leichtwind-“Schot” angebändselt hatte lief es und wir fuhren mit 2 Knoten in die Nacht. Gegen Mitternacht nahm der Wind zu und ich konnte mit dem großen Spi bei bis zu 9 Knoten zur Tonne fahren. Bei einer Halse blockierte das Backstag erneut (die Leine war im Block neben die Scheibe gerutscht und hatte sich dann im Lager verklemmt) und zwar so dass ich es nicht mehr herausbekam. Kurzerhand bastelte ich einen neuen Backstagblock aus Dyneema und einem Antal-Ring und konnte – wenn auch eingeschränkt – den Mast stabilisieren.

Lashing als Ersatz für den Backstag-Block

Lashing als Ersatz für den Backstag-Block

Mit dem großen Spi war ich schon recht nah an der Grenze und einige Male ging ein Ruck durch das ganze Schiff als der Spi einfiel nur um sich danach mit einem Mal wieder zu füllen, doch das Boot lief gut und wir surften die Wellen hinab.
Dieser Teil des Rennes lief recht gut und während ich 9 Boote überholte konnte ich auch den Abstand zur Spitze um 1.5sm verkürzen.
Bei der ersten Morgendämmerung ging ich um die Tonne bei den Glénans, der Wind nahm auf 20 Knoten zu und stieg langsam. Bei einer Welle von 1.5m kämpften wir uns am Wind gegenan doch schon wie beim Pornichet Select bekam ich das Boot nicht richtig getrimmt und musste zwei Boote vorbei lassen.

Als es hell war machte ich dann einen kurzen Check des Bootes und stellte fest dass der Sicherungssplint vom Bolzen des Oberwants fehlte. Nicht gut! Schnell wendete ich um das Want zu entlasten und einen neuen Splint einzusetzen. Während der Bug durch den Wind geht sehe ich aus dem Augenwinkel noch etwas aus dem Mast fallen und ins Wasser fallen. Sofort nachdem ich den Splint gewechselt habe kontrolliere ich so gut es geht den Mast doch kann nichts feststellen.

Ich höre noch einen Wetterbericht ab, dann beschließe ich in Küstennähe zu fahren um ggf. bei weniger Welle den Mast kontrollieren zu können doch bei den nunmehr 25 Knoten ist eigentlich klar dass ich das Rennen aufgeben werde.

Wie durch glückliche Fügung kann ich direkt Lorient auf einem Bug anliegen (d.h. ich muss nicht nochmal wenden) und stelle mir immer wieder die Frage: Ist das jetzt eine Kurzschlussreaktion?
Ich habe ein defektes Backstag, ja. Die Feinjustierung des Backstags funktioniert mit meinem Provisorium nicht doch das ist schon ok. Was mich aber wurmt ist der Gegenstand der aus dem Mast gefallen ist. War es vielleicht doch ein Teil der Saling?
Ich laufe schließlich in Lorient ein und gebe das Rennen auf.

Am nächsten Tag ziehe ich den Mast und bringe ihn zum Mastenbauer. Der schaut sich den Mast an und nickt sofort wissend “Ja, war richtig aufzugeben”. Ich bin verdutzt denn er steht am Topp und mein Schaden am Backstag war doch am unteren Ende. Doch er zeigt mir dass das Fitting mit dem das Backstag am Mast gehalten wird verbogen ist und bereits einen Riss aufweist.

Dadurch das ich das Mini en Mai nicht beendet habe fehlt mir ein 500sm Rennen und ich habe momentan meine Qualifikation für das Azorenrennen nicht in der Tasche.
Nach Rücksprache mit meinem Chef konnte ich aber nun für das Mini Fastnet melden bei dem mich Björn Freels als Co-Skipper unterstützen wird.
Vorher muss auch noch der 1000sm Qualifier gesegelt werden, es gab also eine Menge zu organisieren.
Ende nächster Woche werde ich zu meinem Qualifier aufbrechen und dann am 22. Juni das Fastnet segeln.

fehlendes Topplicht

fehlendes Topplicht

Ach so: der Gegenstand der aus dem Topp gefallen ist hat sich auch gefunden: die Abdeckung des Topplichts hatte sich selbständig gemacht. An der Halterung hingen noch brüchige Stücke Plastik, ich nehme an dass die UV-Strahlung das erledigt hat. Interessant aber dass die Birne in ihrer Fassung blieb (siehe Foto).

Sailing Race Report
Race
Mini en Mai
Location
Societe Nautique La Trinite,La Trinite sur Mer,
Starting on
05/20/2014
Ending on
05/24/2014

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