Von Sprints und Brouhahas

In meinem Job als Softwareentwickler arbeiten wir nach dem “Scrum” Modell der agilen Softwareentwicklung.
Das ist ein Vorgehensmodell bei dem die Arbeit in zeitlich vorgegebene “Sprints” unterteilt (z.B. 4 Wochen) wird an deren Ende jeweils wieder ein funktionsfähiges Stück Software stehen muss.

Das steht im Gegensatz zum klassischen Ansatz bei dem ein fester Projektumfang definiert wird der erreicht werden soll und bei der einer langen und detaillierten Planungsphase eine sehr lange Umsetzungsphase folgt an deren Ende das fertige Produkt steht.
Sprints sorgen hingegen dazu dass man “agiler” ist, d.h. schneller auf sich Verändernde Anforderungen oder aber auch Rahmenbedingungen, wie z.B. die verfügbaren Ressourcen, reagieren kann und am Ende eines Sprints trotzdem ein “Produkt” hat das zwar möglicherweise weniger Funktionen hat aber eine fertige Komponente darstellt.

Als ich mir heute die Liste der offenen ToDos ansah von denen einige bis zum Pornichet Select 6.50 (dem ersten Rennen für mich dieses Jahr am 13.4.) erledigt sein müssen, andere aber noch bis zum Start des Azorenrennens im Juli Zeit haben da fielen mir die Parallelen zu meinem Job auf.
Das “Produkt” in diesem Sinn ist die Kombination aus einem rennfertig vorbereitetem Boot und einem ebenso vorbereiteten Skipper.
Also habe ich beschlossen meine weitere Vorbereitung von nun an in Sprints zu organisieren an deren Ende sowohl ich als auch das Boot theoretisch sofort zu einem Rennen ablegen könnten.
Und das ist gar nicht so einfach wenn man sich ansieht welche Themen die ToDo Liste momentan enthält. Die beginnt beim Rigg (Mast trimmen, Fallen spleissen) über Elektrik (Sicherungskasten überarbeiten, Brennstoffzelle einbauen), Elektronik (Data Logger neu verkabeln, neuen Wecker an Kollisionsalarm des AIS anschließen) über persönliche Vorbereitung (Fitness, Wetter-Wissen).

Auch diese Thematik ist mir als Softwareentwickler wohl bekannt. Bei der (Weiter-)Entwicklung eines Produkts gibt es häufig verschiedene Aspekte die gleichzeitig vorangetrieben werden müssen, z.B. Entwicklung neuer Features, Bugfixing, Performanceoptimierung, Schnittstellendefinition, Dokumentation, etc.
Da die Effektivität massiv sinkt wenn man sich andauernd einem neuen Thema zuwenden muss legen wir in der Softwareentwicklung daher regelmäßig sogenannte “Brouhaha”s ein.
Ein Brouhaha ist ein Zeitraum von 2-5 Tagen an denen man sich ausschließlich einer bestimmten Thematik, z.B. Performanceoptimierung, widmet. Es ist erstaunlich welche Fortschritte sich bei einem so fokussierten Arbeiten binnen weniger Tage erzielen lassen.

Dieses Vorgehen werde ich ebenso auf meine Rennvorbereitung adaptieren und in meine Sprints je nach Bedarf Brouhahas einlegen um einen besonderen Teilbereich der Vorbereitung fokussiert abschließen zu können.

Also, Sprints und Brouhahas werden hier die nächsten Wochen und Monate dominieren, es sind nur noch 4 1/2 Monate bis zum Start des Azorenrennens und bis dahin wollen knapp 2000sm erfolgreich gesegelt worden sein.

Schon gewusst? #1: Bugspriet

BowspritAb jetzt wird es hier regelmäßig kurze Infos unter dem Motto “Schon gewusst?” rund ums Mini-, Einhand- und Segeln Allgemein geben. Los geht’s:

Bei den Serienbooten (wie meiner Pogo2) ist der Bugspriet (der Baum am Bug des Bootes an dem die großen Vorwindsegel gesetzt werden) 2,40m, bei den Protos sogar 3,00m lang.
Das entspricht 46% der Bootslänge(!).

Würde man diesen Maßstab auf einen Open 60 (die großen Brüder der Minis) übertragen wäre der Bugspriet fast 8,5 Meter lang!

Saisonvorbereitung: ISAF & ein Herz auf dem Bildschirm

Die letzten drei Tage standen ganz unter dem Stern der Vorbereitung auf die neue Saison.

ISAF Training in WörglAm Wochenende habe ich zunächst mein ISAF Safety at Sea Zertifikat erneuert. Der Kurs fand in Österreich statt, Trainer war der ehemalige Volvo Ocean Race Skipper Andreas Hanakamp der die Inhalte super vermittelt hat und dabei sowohl sein Fachwissen als auch genügend Humor hat einfliessen lassen.
Im Vergleich zum Training bei der Bundeswehr in Neustadt/Holstein war hier mehr Praxisbezug zum Thema Segelboot an sich spürbar, allerdings wurde auch viel über Charterboote gesprochen was aber auch den Teilnehmern geschuldet war.
Insgesamt ein gutes Training, ich würde beide Veranstalter uneingeschränkt empfehlen.

Heute nachmittag stand dann noch der zweite ausstehende Punkt meiner formellen Vorbereitung an: die medizinischen Checks.
Als erstes stand ein Ultraschall des Herzens an bei dem ich gelernt habe dass mein Herz wie ein Güterzug klingt, ansonsten aber alles bestens ist. Es war faszinierend seinen eigenen Herzmuskel so deutlich erkennbar auf dem Ultraschall zu erkennen.
Danach stand das Belastungs-EKG was ebenfalls gut verlief.

Somit sind die letzten “Papier”-Hürden genommen und meiner erfolgreichen Qualifikation für das Azorenrennen dieses Jahr steht “nur noch” ein abgeschlossenes Rennen und ein erfolgreicher 1000nm Qualifier im Weg.
Meine Anmeldung am Azorenrennen ist jetzt aber bis erstmal 30.06. in trockenen Tüchern.

Somit ist es jetzt Zeit sich dem letzten Equipment zu widmen was noch zu reparieren oder zu besorgen ist und auch das läuft hervorragend: die neuen Ruderblätter sind fertig und warten auf Abholung, das Boot kommt dieser Tage aus der Werft und lediglich der Segelmacher hat noch ein paar Aufgaben zu erledigen. Nächste Woche wird der Mast gestellt und das Boot wieder segelfertig gemacht. Ich kann’s kaum erwarten!

Videoschnipsel aus 2013 und ein kleiner Ausblick

Ich habe mal die vielen Gigabytes an Filmen vom letzten Jahr zu einem kleinen Video zusammengeschnitten. Die meisten Sequenzen habe ich während des Pornichet Select aufgenommen (z.B. die Startkreuz). Viel, viel Material habe ich noch gar nicht verarbeitet, mal schauen ob ich da noch zu komme.

Auf jeden Fall schonmal ein kleiner Vorgeschmack auf die neue Saison, die Ziele für dieses Jahr und eine Idee für 2015…

Viel Spaß beim anschauen!

PS: Dank an Frank für den Clip unter großem Spi