Pornichet Select 2017

Am 22. April stand der Start zum Pornichet Select an: 330 Seemeilen solo, vor der französischen Atlantikküste.
Ich hatte mich schon sehr auf das erste Rennen mit dem neuen Boot gefreut und sollte nicht enttäuscht werden, auch wenn nicht alles so lief wie geplant…

Zunächst mal hatte ich die Woche vor dem Rennen mit einer Lebensmittelvergiftung zu kämpfen, die mich ziemlich ausser Gefecht gesetzt hatte und wegen der ich mir sogar eine Erlaubnis von der Regattaleitung und Klassenvereinigung holte, später erst in Pornichet anwesend zu sein.
Somit musste der ganze Papierkram und der Sicherheitscheck dann im Kurzprogramm ablaufen, aber dank Andrea’s Hilfe war das alles dann doch bis Freitag Mittag erledigt und das Boot rennfertig vorbereitet. Für meine eigene Vorbereitung blieb dann aber nicht mehr viel Zeit. Ausser einigen ausgedruckten Screenshots von Windvorhersagen würde ich das Rennen ganz klassisch mit meinen Wegepunkten im GPS und Papierkarten hinter mich bringen.

Am Samstag selbst kam ich beim 2. Start (beim ersten gab es einen generellen Rückruf) einigermaßen gut weg, nach einer beinahe-Kollision mit einem anderen Boot – dessen Autopilot auf einmal massiv anluvte – landete ich dann aber nach einer Panikwende im hinteren Drittel des Feldes und so ging es dann auch unter großem Spi aus der Bucht von La Baule heraus.
Samstag Nachmittag wurde es dann erst zu einem Code Zero-Kurs, der sehr gut lief, dann schlief der Wind weiter ein und ich hatte Probleme, das Boot bei dem leichten Wind auf einem Am-Wind-Kurs am Laufen zu halten. Gegen Abend dann fuhren wir durch die Passage de la Teignouse südlich von Quiberon und hielten mit einem Schrick in den Schoten auf die Wendemarke, den Leuchtturm Birvideaux zu.
Auf den letzten 3 Meilen zum Leuchtturm backte der Wind massiv, so dass ich das Gefühl hatte die Code5 (sehr flachen Spi) setzen zu müssen. Dabei vergeigte ich das Manöver aber so grundsätzlich, dass ich auf einmal die Code5 hinter dem Schiff in den Ruderblättern hängen hatte, mein Bugspriet war nicht mehr zu sehen.
Frustriert drehte ich das Boot in den Wind und segelte rückwärts, um die Code5 wieder zu entwirren und das klitschnasse Segel aus dem Wasser zu bergen, im Hinterkopf plante ich schon meinen direkten Kurs auf Lorient – denn ohne Bugspriet weiterzufahren erschien mir sinnlos.
Als ich aber zum Bug ging um die Reste des vermeintlich gebrochenen Bugspriets zu bergen, tauchte dieser wieder auf. Er war einfach nur direkt vor dem Bug senkrecht nach unten geklappt, hatte die ganze Aktion aber heil überstanden! Lediglich der Mechanismus, der den Bugspriet eigentlich waagerecht halten soll war mitsamt Nieten aus dem Metall gerissen.

Das Rennen konnte weitergehen und ich hielt auf Birvideaux zu, obwohl die Anstrengung meinem angeschlagenen Magen nicht gut tat und ich mit Magenkrämpfen an Deck saß.
Kaum war Birvideaux gerundet, lief ich vor dem Wind auf einem tiefen Kurs ab und reparierte den Bugspriet, ausserdem mussten noch die Tackline und die beiden Achterholer klariert werden, die sich ebenfalls am Kiel bzw. Ruderblättern verheddert hatten.

Jetzt folgte ich der Flotte, die sich auf einem Close-Reach mit Fock und Groß nach Süden bewegte. Also trimmte ich die Fock, band ein Reff ins Groß und machte mich ans aufholen. Der Wind nahm auf beständig 20 Knoten, teilweise 28 Knoten zu, so dass ich nach einiger Zeit ein zweites Reff ins Groß band, ansonsten war die folgende Nacht ereignislos. Ich hätte wahrscheinlich deutlich mehr aus den Bedingungen machen können und müssen, war aber einfach zu müde und so war ich damit zufrieden, nicht den Anschluss an die Flotte verloren zu haben.
Noch in der Nacht passierten wir die Île d’Yeu und in den Morgenstunden begann ein Am-Wind Kurs bei nur noch 5-8 Knoten Wind nach Les Sables d’Olonne, wo wir gegen eine kurze Hackwelle anfahren mussten. Wie auch am Tag zuvor, fiel mir dies unglaublich schwer und ich musste den Piloten steuern lassen, um einigermaßen mit meinen Konkurrenten mithalten zu können.

Als wir um 12 Uhr die Tonne “Nouche-Sud” vor Les-Sables-d’Olonne rundeten, war ich in einer Gruppe von ca. 5 Booten vor, und 4 Booten hinter mir. Die Boote um mich herum zogen ihre großen Spis und fuhren davon, doch ich konnte das Boot unter dem großen Spi einfach nicht stabil bekommen. Immer wieder fuhren wir heftige Sonnenschüsse, einer war so heftig, dass mir meine brandneue mobile Solaranlage von Bord gerissen wurde! Damit war meine einzige Möglichkeit, die Batterien zu laden weg. Ab jetzt hieß es also auch noch Strom zu sparen.

Aus dem Reach wurde eine kurze Am-Wind-Phase, die sich nördlich von der Île d’Yeu wieder in einen Reach unter Code-Zero entwickelte, womit ich sehr gut klarkam. Diese Besegelung sollten wir bis zur Nordspitze der Île de Groix fahren und dabei glücklicherweise einige Boote wieder einsammeln, die uns am Vortag überholt hatten.
Nach einer kurzen Kreuz zwischen der Île de Groix und Lorient hatten wir dann einen Anlieger auf die Île de Quiberon und ich hatte das Gefühl, ganz gut positioniert zu sein. Doch als wir die Südspitze der Île de Quiberon rundeten mussten wir wieder auf einen flauen Am-Wind Kurs und Stan zeigte mir wie es geht, indem er mir innerhalb einer Stunde eine halbe Meile Rückstand in Vorsprung verwandelte und dabei auch noch höher fuhr als ich…
Im Laufe des Vormittags kam dann auf einmal auch noch die Ofcet 891 von hinten unter Code Zero auf einem sehr spitzen Winkel angefahren und kam immer näher. Ich war überzeugt davon, auf diesem spitzen Winkel meine Code Zero nicht nutzen zu können und saß mehr oder weniger hilflos da und sah zu wie er mich überholte. Erst als er querab war, probierte ich es auch und siehe da, natürlich funktionierte es! Warum hatte ich Idiot das nicht schon vor einer Stunde probiert!?

Nun waren alle aus meiner lokalen Gruppe ca. 0.2-0.5 Seemeilen vor mir, als wir die letzte Wendemarke am Plateau du Four rundeten und in einem Drag Race auf Pornichet zuhielten. Immer noch unter Code Zero waren wir alle schnell unterwegs und obwohl die Ofcet 891 und ich auf Stan (742) und Simon (796) aufholten, so kamen wir doch nicht richtig in Schlagdistanz. Dann spitzte der Wind an und wir mussten in die Bucht von Pornichet kreuzen. Vor mir mittlerweile 742, 796, 891 und die 502 – die mit Pilotenprobleme zu kämpfen hatte und von unserer Gruppe eingeholt worden war. Und ich letzter in der Gruppe…
Es entbrannte ein wildes Wendeduell bei dem mich die 891 klassisch deckte, nur einmal gelang mir der Split, woraufhin die 502 aber gleich auf mich rauf wendete. Es war zum Haare raufen.
Alle hielten auf Steuerbordbug rechts vom Ziel zu, nur Simon war auf anderem Bug in Richtung Strand unterwegs. Das sah ich nun auch als einzige Möglichkeit, noch etwas zu ändern und wendete ebenfalls. Nach einigen Minuten konnte ich das Zielboot in der Ferne querab erkennen und wendete wieder, doch ich musste Abfallen, war ca. 5 Grad zu niedrieg und würde nochmal wenden müssen.

Als ich 300m vom Ziel entfernt bin, setzen auf einmal mehrere heftige Böen ein, ich kann mit jeder Böe ein wenig mehr Höhe rausfahren. Ich schaue nach Lee, von dort kommt die 891 auf Wegerechtbug auf mich zu, er kann die Ziellinie anliegen. Doch ich schaffe es, vor ihm zu passieren und auf ihn drauf zu wenden, 20m vor der Ziellinie!
Doch es ist noch nicht vorbei, er fällt ab und nutzt seine Speed um in Lee durch zu kommen, während ich erst wieder beschleunige. Er ist auf gleicher Höhe und ein wenig schneller, doch die Ziellinie liegt schräg, ich bin näher dran… Ich wende noch einmal, um die Nase als erster über die Linie drücken zu können und tatsächlich, ich werde als erster abgeschossen, die 891 nur wenige Sekunden nach mir: auf den letzten zwei Wenden habe ich doch noch zwei Pläte gutgemacht.

So endet mein erstes Rennen mit ORAFOL/Haya (921) dann auch mit gemischten Gefühlen: Es hat unglaublich Spaß gemacht, aber das Boot ist deutlich anders als die Pogo2. Gerade beim Segelplan, als auch beim Trimmen sind die Boote sehr unterschiedlich und ich muss definitiv noch einiges Lernen.
Doch dafür, dass ich über ein Jahr lang keine Solo Regatta gesegelt war und überhaupt wenig zum Segeln kam, war es doch gut zu sehen dass einige Automatismen noch funktionierten.

Das nächste Rennen ist das Mini en Mai, 500sm solo, mit Start am 9. Mai.

Pornichet Select 2014 – Teil 1/2

Bildschirmfoto 2014-04-15 um 23.26.12Es ist ca. eine Woche her seit ich die Ziellinie des Pornichet Select 6.50 überfahren habe und komme nun endlich dazu mal aufzuschreiben wie das Rennen lief.

Bevor ich damit beginne aber erstmal einen herzlichen Dank an Björn Freels der euch so hervorragend mit Infos hier im Blog versorgt hat während ich unterwegs war. Ich fand’s super mir die Artikel im Nachhinein durchzulesen und zu sehen wie gut er sich in die Situation im Rennen reinversetzen konnte (kein Wunder nebenbei, er hat die ja alle schon gesegelt).

Nun aber zum Rennen. Meine Vorbereitungen liefen in der Woche vor dem Start recht gut so dass ich mir den Freitag komplett für die Vorbereitung der Navigation “freinehmen” und ein schönes Roadbook erstellen konnte.
Samstag dann um 7 aufgestanden, gefrühstückt, das letzte Wetter abgeholt und zum Morgen-Briefing gegangen, dann wurden wir auch schon rausgeschleppt.
Die Zeit vor dem Start verbrachte ich damit noch einmal den scheinbaren Windwinkel zu kalibrieren, was zu Essen und den Spi vorzubereiten, ausserdem musste noch mein Satellitentracker getauscht werden.

10 Minuten vor dem geplanten Start schlief der Wind komplett ein und mit etwas Verspätung starteten wir dann etwas hektisch mit einem Downwind-Start. Ich kam recht gut über die Linie und auf dem folgenden “Bananen”-Kurs entlang des Strands in Pornichet war ich in den Top 10 unterwegs.

Als wir die Ansteuerungstonnen der Bucht hinter uns gelassen hatten begann nun eine Kreuz an der Küste entlang nach Westen bei dem mein Autopilot sich höchst seltsam verhielt und mehrfach selbständig wendete. Als Grund stellte sich heraus dass die Logge (der Sensor der die Geschwindigkeit durchs Wasser misst) defekt war denn sie zeigte Werte zwischen -12 und +20 Knoten an. Das führte dazu dass der Pilot nicht wusste wie viel Ruder er legen sollte bzw. glaubte der Pilot beim vermeintlichen Rückwärtsfahren auch das Ruder entgegengesetzt legen zu müssen.

Nach einigen Stunden “Rock-Hopping” entlang der Küste stand nun die Frage an wann man den Absprung in Richtung Belle Île macht und ich entschied mich weder für die erste Gruppe noch die zweite sondern wagte allein den Weg was sich nicht auszahlte wie sich zeigte als sich die Boote südlich von Houat wieder begegneten.
Im Kanal zwischen der Île de Quiberon und Belle Île positionierte mich auf der falschen Seite des Drehers und wurde nach hinten durchgereicht. Die Tatsache dass ich aufgrund des Autopiloten keine Code0 setzen konnte half hier auch nicht direkt.

Nach Birvideaux wurde der große Spi gezogen und wir machten uns auf den Weg nach Süden.
Weil der Wind direkt von hinten kam war Kreuzen vor dem Wind angesagt und ich machte erstmal einen Schlag nach draußen um später auf Belle Île zuzuhalsen.
Auch bei diesen Bedingungen funktionierte der Autopilot leidlich so dass ich von Hand steuerte bis wir Belle Île hinter uns liessen.

Sonntag früh auf dem Weg zur Ile d'YeuMorgens um halb drei Uhr am Sonntag spitzte der Wind an und ich musste auf die Code 5 wechseln. Als ich endlich den großen Spi herunterbekommen hatte saß ich im Cockpit und war frustriert: mit diesem Autopiloten würde das Rennen qualvoll werden.

Ich ging zum x-ten Mal die Konfiguration des NKE Systems an Bord durch bis ich endlich die Option fand um den Piloten auf das GPS umzustellen. Damit verlässt sich der Pilot nicht mehr auf den kaputten Sensor sondern auf die Geschwindigkeit die er vom GPS gemeldet bekommt. Das ist zwar ziemlich träge aber immerhin.

Endlich hatte ich wieder einen einigermaßen funktionierenden Piloten der zwar vor dem Wind immer noch nicht zuverlässig war aber wenigstens am Wind und beim Reachen relativ gut steuerte.
Durch den langen Segelwechsel und die Technikprobleme hatte ich zwar ca. 2 Meilen auf die Gruppe vor mir verloren aber nun war Druck im Schiff und während das Boot mit ca. 6 Knoten in Richtung Ile d’Yeu fuhr konnte ich mich ein wenig schlafen legen…

Fortsetzung folgt

Pornichet Select 6.50: Start heute um 13 Uhr

Pornichet Select PosterNach drei stressigen letzten Tagen voller Vorbereitungen geht es heute endlich los.
Vor uns liegen gute 300 Seemeilen, die Wettervorhersage sieht eher flau aus, dafür sollten aber einige schöne Reachgänge dabei sein.

Wir werden erst noch Pornichet die Parade abnehmen und den Strand absegeln bevor es dann raus aufs Meer geht. Da ganz Pornichet mit Postern zugepflastert ist (siehe Foto) sollten da auch einige Zuschauer auftauchen.

Wer es live verfolgen möchte: http://www.ecoledevoilecnbpp.fr/pornichet-select-6-50-course-en-direct

Ich segle die Nr. 732

start of the season

Long time no update here although I had promised some news about moving the boat to Lorient.

So let’s start at the beginning, my original plans were to bring the boat to Lorient early February to be able to participate in Charles Euverte’s training group in Pornichet but unhappily that plan had to be abandoned due to business trips and interesting assignments in my job.
The plan was changed to get the boat to Lorient early March and to do some training by myself in the first two weeks of April. Unhappily the french authorities had still not approved my “transport exceptionnel” and this time I wanted to have all the right papers in place before doing the trip (unlike in 2008…).

In the end me and my girlfriend decided to tow the boat to Lorient when going to France for our vacation.

Going to France
On March 31st at 6am we left Bremen with the boat and started our journey towards France. We were surprised how well the new car handled the mass of the car (my A4 was struggling quite a bit back then) and made good progress, around lunchtime we crossed the border to Belgium and in the early afternoon we were already in France. We kept on going until the evening came and I got too tired to drive. We couldn’t find a hotel so we pulled onto a rest stop and decided to sleep in the boat – It had a nice 17°C so we should be good.
At 4 am I awoke, shivering from the cold wondering what was going on. So we got up and once back in the car noticed that the temperature had dropped to 2°C. We set off for Lorient once again and arrived around lunchtime at the Cité de la Voile where AOS (the training base) is located.

The next 4-5 days were a mix of vacation and trying to get things done from the seemingly endless ToDo-list.
Getting the boat ready took much longer than I anticipated and in the end it wasn’t before a week after arrival that we set sail for the first time for a quick run outside of Lorient towards the Île de Groix and back.

The Delivery
Soon the first two weeks had passed and it was time for my girlfriend to go back to Germany while I would stay another 1,5 weeks to participate in the Pornichet Select 6.50.
On Saturday the 14th me and Rafala (respectoceans.com) had planned to deliver our boats to Pornichet so we set off around lunchtime. The plan was to sail north for a couple of hours until the wind would shift north-westerly, then we would turn south and have some running conditions until Pornichet.
About 2 hours after leaving Lorient – we were beating north – I noticed a strong stench of fuel in my boat and discovered that my generator had not been entirely shut off and fuel had drained through the exhaust. Since it was stacked high on windward, the fuel had spread everywhere. After about 10 minutes trying to clean up the mess it became obvious that without large amounts of fresh water I would not be able to get this done.
I decided to head back to Lorient to clean up and then possibly meet up with Rafaela once she would be passing Lorient on her way back south.

Back at the AOS pontoon I started emptying the boat, wiping everything with dishwasher-water and then giving the whole boat a good scrub with fresh water – not with much success. There was still a stench of fuel in the boat and I feared lighting my JetBoil to cook something.
Then the final hit came: while taking down the Solent (my small foresail =”foc”) I noticed that the sail had delaminated badly at the rear. The sail is a composite sail with resin keeping fibres in place – in an area the size of a football however there were only fibres left without any resin. Since the damage was above the reefing point the sail would not be safe to be used in strong winds any more.

With a heavy heart I then decided to abandon the plan to do the Pornichet Select 6.50 and go back to Germany early.

New plans
Towards the end of may I will return to Lorient for some days of training and then head off to Douarnenez for the Trophée Marie Agnes Peron, a 220nm solo race. Incidences is busy making me a new Solent and the smell in the boat should have been gone by now.
Can’t wait to get back to the boat, only about one week left.